Opel Vivaro Camping Selbstausbau Extreme Nature

Modularer Ausbau zum Hybrid zwischen Transporter und Camper

Photo7Auf der Suche nach dem passenden KFZ war ich hin und her gerissen: Ich brauchte für den Transport vom Sportgeräten und Ausrüstung ein sehr geräumiges Fahrzeug und ebenfalls sollte es die Funktion eines Campingbus haben. aber bei alle dem sollte es ein Alltagsauto sein und kein Dickschiff. Ich war schon immer von der Idee angetan einen Kastenwagen zu kaufen und im Bedarfsfall einfach ein paar Camping-Module wie z.B. eine Schlafbank und eine kleine Küche im Bus zu befestigen, leichtes Material und schnell muss das gehen! Als ich beim Händler auf den Opel Vivaro  L1H1 (kurzer Radstand, kein Hochdach) treffe und den Laderaum in Augenschein nehme ist mein Entschluss beinahe gefasst, bis auf eine letzte Hürde: Der Paramotor muss in den Bus passen, aufgerüstet versteht sich! Also Probefahrt! Das Teil, welches auch unter dem Label von Renault als Trafic und von Nissan als Primastar auf den Strassen ist, fährt besser als mein PKW, superbequem, ziemlich spritzig, geile Sitzposition, n kleines bisschen grösser als ein VW Bus, aber immer noch handlich ich liebe es

Photo12Zuerst wollte ich fertige Module aus Alu-Vierkantprofilen und Alu-Dibondplatten bei Terra-Camper in Hagen anfertigen zu lassen, aber als ich eine Preisliste per Email bekomme, musste ich mich gut festhalten um nicht rückwärts von der Bank zu fallen, OK, das ist sicherlich perfekte Arbeit und die hat halt ihren Preis!
Also ist klar: Ich baue die Module selbst! Ich hab Bock, das Internet und einen sehr großen Baumarkt in der Nähe.

Also beginnt das Projekt Hybrid Camper/ Transporter.

Planung:
Ich vermesse den Bus möglichst genau um einen Grundriss der Ladefläche im Maßstab 1:20 anzufertigen. Im selben Maßstab schneide ich mir ein Bett, Schrank, Kühlbox etc. aus Papier und kann so verschiedene Anordnungsmöglichkeiten ausprobieren. Ich entscheide mich für folgende Variante:

1. Isolation (80)
Wenn ihr in einem Kastenwagen schlafen wollt, lohnt es definitiv den Innenraum zu isolieren, gegen Kälte und vor allem gegen Hitze. Bei 60-70 Grad Celsius ist es auf Dauer nicht sehr gemütlich im Bus. Wichtig: Ein Material verwenden welches keine Feuchtigkeit zieht, sonst fault euch die Kiste unterm Hintern weg. Geschlossenporiger, hitzebeständiger und elastischer Polyolefin-Schaumstoff als selbstklebende Platte ist das beste was da geht. Leicht zu schneiden, kein gematsche mit irgendwelchen Spezialklebern und den damit verbundenen Ausdünstungen. Wichtig ist eine flächige Verklebung ohne Lufteinschlüsse oder freies Blech, und das Motto viel hilft viel ist hier zutreffend. Die Isolierung soll den den Taupunkt von der Oberfläche des Bleches in die Isolierung verlagert wird, wo keine Feuchtigkeit kondensieren kann.

Material: Trocellen, selbstklebend, 15mm stark Direkt vom Hersteller, oder Onlinehandel

2. Innenverkleidung und Dachverkleidung (150)
Eine helle, glatte Oberfläche gibt dem Innenraum eine gemütliche Atmosphäre und lässt den Raum grösser wirken, hab ich irgendwo zum Thema Innenausbau gelesen. Das Material darf ebenfalls keine Feuchtigkeit ziehen und sollte stabil genug sein um eine verrutschende Bierkiste auszuhalten. Daher entscheide ich mich für 4mm Kunststoffwabenplatten, sehr leicht und sehr stabil.
Die Platten werden mit selbst-schneidenden Edelstahl-Blechschrauben an den Innenholmen (und nur da, sonst bohrt ihr ein Loch in die Außenwand!) verschraubt.

Material: 4mm Kunststoffwabenprofil, passgenau fertig geschnitten vom Onlinehändler für Kurierbedarf oder Laderaumverkleidungen

3. Sitzbank / Bett Modul (120)
Auf dem Papier hab ich im Grunde einen großen Sarg gezeichnet
Aber eine Kiste auf der man sitzen und schlafen kann und ordentlich Stauraum hat, scheint mir da am sinnvollsten zu sein. Das Arbeiten mit dem Alu-Vierkantrohren und den Kunstoffverbindern geht zügig, Alu lässt sich so schön leicht bohren und sägen.
Ich baue das Modul um den Radkasten herum, gerade so hoch, dass ich noch normal sitzen kann ohne an das Dach zu stoßen. Ich möchte keinen Zentimeter Stauraum vergeuden.
Das Alu-Gestell wird mit 6mm Kiefernsperrholz verkleidet, der Deckel, also auch die Sitz- und Liegefläche wird aus 9mm Siebdruckplatten geschnitten. Siebdruckplatten sind unempfindlich gegen Feuchtigkeit, haben eine schöne Haptik und sind sehr stabil. Unter die Deckelplatten wird eine Rahmenverstärkung aus Alu-Vierkant geschraubt. Als Matratze und Sitzpolster verwende ich eine selbst aufblasbare Isomatte, so bin ich flexibel und kann die Matte auch mal mit nach draußen nehmen und spare eine Menge Platz. Die Bank wiegt 12,5 KG, kann mit einer Hand getragen werden und wird mit 3 Spanngurten an den vorhandenen Zurrösen befestigt. Ein- und Ausbau in unter 3 Minuten. Eine Liegefläche von 160 x 210 cm entsteht, wenn zwischen Bank und Küche 9mm Siebdruckplatten mit Alu-Vierkantrohrversteifung eingelegt werden, dafür wurde der Deckel von Bank und Küche 1cm kürzer gelassen, um das Aluprofil als Auflagefläche zu etablieren.

Material: Alu-Vierkantprofil 23,5 x 23,5 x 1,5 mm,  Winkelverbinder,  9 mm Siebdruckplatte, 6 mm Kiefernsperrholz Baumarkt

4. Küchenmodul (180) & Küchenschrank (60)
Aus den selben Materialien baue ich das Camping-Küchenmodul. Die Höhe der Küche ist bewusst die selbe wie bei der Bank, ich möchte die Küche auch als Liegefläche mitbenutzen können. Durch die Dachhöhe ist eine höhere Küche auch nicht sehr praktikabel. Die Breite richtet sich nach dem Abstand zur Schiebetür, die Tiefe nach dem verbleibenden Platz zwischen Bank und Küche hier muss bei mir noch der abgebaute Kitebuggy, eine ordentliche Ladung Bier, oder der Gleitschirmmotor zwischen passen, sonst hätte ich etwas tiefer gebaut, das wäre beim Kochen oder Spülen etwas komfortabler. Die Ausstattung wie Spüle, Pumpe, Wasserhahn und Kanister bekommt man beim Camping Händler oder als fertige Sets in Onlineshops. Ein kleiner Klapptisch verlängert die Liegefläche und bietet Stellplatz für den Gaskocher, dieser steht so in der Schiebetür, an einer gut belüfteten Stelle und man kann auch stehend vor dem Bus kochen. Die Küche wiegt ohne Wasser in den Tanks 9,7 KG und ist in 6 Minuten ein- oder ausgebaut, es dauert etwas länger als bei der Bank, da die Kanister mit den Schläuchen verbunden, gefüllt und fest gezurrt werden müssen. Als Küchenschrank habe ich Organizer Taschen aus dem Camping Laden flexibel an Gummiseilen aufgegangen.

Material: Alu-Vierkantprofil 23,5 x 23,5 x 1,5 mm, Winkelverbinder, 9 mm Siebdruckplatte, 6 mm Kiefernsperrholz Baumarkt / Komplett-Bausatz für Campingspüle Onlinehändler  /  Organizertaschen: Campinghändler

5. Kühlbox (259)

imageEine Kühlbox hatte ich bereits vor einigen Jahren angeschafft, da diese zufälligerweise die selbe Höhe hatte wie das ideale Höhenmaß meiner Möbelmodule, entschloss ich mich die Kühlbox ebenfalls als Liegefläche mit zu nutzen. Der Platz im Bus will ja sinnvoll genutzt werden! Es handelt sich um eine 3 Wege Absorberkühlbox von Camping Berger. Diese Systeme funktionieren mit 12V, 230V, sowie Gas und sind geräuschfrei. In einem Boiler auf der Rückseite des Gerätes wird Amoniak erhitzt und verdampft, dieses Gas entzieht beim wieder flüssig werden im Absorber Wärme und erwärmt die Kühlrippen auf der Geräterückseite. Es ist sinnvoll diese Boxen einige Stunden vor der Tour bereits am Stromnetz vorzukühlen und das Kühlgut ebenfalls gekühlt in die Box zu räumen. Sie arbeiten nicht mehr bei grösseren Schräglagen, kleine Schräglagen sind kein Problem. Wenn euer Bus so schräg steht das ihr aus dem Bett rollt, wird auch noch das Bier warm sonst gehts, zumindest bei meiner Box.

Die Stromversorgung während der Fahrt soll über den Zigarettenanzünder gewährleistet sein, das könnt ihr aber wieder vergessen, da die Kühlleistung dann erbärmlich ist. Der Widerstand der Fahrzeugverkabelung und der Steckverbindung frisst die meiste Leistung bevor sie an der Box ankommt. Die Kabel und Stecker werden extrem warm und bei Ford fliegt auch gerne mal die Sicherung raus. Daher sollten diese Kühlboxen möglichst direkt und mit 4-6 qmm Kabelquerschnitt von der Batterie versorgt werden. Eigentlich unlogisch, aber wenn die Kühlbox während der Fahrt mit 230V vom Spannungswandler versorgt wird, ist die Kühlleistung deutlich besser als direkt an der Batterie. Gute Ergebnisse bekommt man also mit 230V und im Gasbetrieb.

imageAuf Campingplätzen oder bei anderen Zugriffsmöglichkeiten verwende ich 230 V aus dem Stromnetz um die Box zu betreiben. Mit Gas komme ich auch abseits vom öffentlichen Stromnetz bis zu 28 Tage lang mit einer 5KG Gasflasche hin.

Achtung: Im Gasbetrieb dürfen solche Kühlboxen nur im Freien verwendet werden, da Abgase wie Kohlenmonoxide entstehen. Wenn ihr das Teil im geschlossenen Bus betreibt und darin schlaft werdet ihr morgens unter schlechten Umständen nicht mehr wach!

Ich betreibe die Box bei Gasbetrieb im Fahrzeug nur bei ausreichender Belüftung! Wenn ich im Bus schlafe, schalte ich den Gasbetrieb grundsätzlich ab. Die Isolationsleistung hält locker bis zum nächsten Morgen. Bei der Befestigung einer Gasflasche im Auto solltet ihr euch, auch zu eurer eigenen Sicherheit, an die geltenden Bestimmungen halten. Ich habe mich bewusst gegen die teure Solaranlage und für den billigen Gasbetrieb entschieden, achte aber auch auf die Risiken, welche durch eine falsche Bedienung / Betrieb von Gasflaschen entstehen könnten.

Ich habe einen Alu-Vierkant Rahmen um die Kühlbox gebaut, zum einen dient er der Befestigung, zum anderen schützt er den Gasanschluss auf der Rückseite vor mechanischen Belastungen.

6. Elektrik (170)

Kühlbox, Musik und Beleuchtung, sowie die Möglichkeit 230V Geräte im Bus anzuschließen sollte in meinem Camper vorhanden sein aber so einfach ist das in einem Auto mit CAN-Bus nicht, da wird nach 3 Minuten schön säuberlich alles ausgeschaltet und 12V Dauer- Plus liegt auch nicht zufällig offen herum, was im Grund ja auch Sinn macht, so bleibt die Starterbatterie immer schön frisch.

Also musste ein Anschluss direkt von der Batterie mit dem geeigneten Kabelquerschnitt gelegt werden, welcher bei abgestelltem Motor durch ein Trennrelais von der Starterbatterie getrennt wird, sowie ein Dauerplus für die Wasserpumpe im Küchenmodul. Ebenfalls wurde im Küchenmodul eine 12V Steckdose und eine USB Steckdose verbaut, welche permanent Strom liefern um Handy, GoPro und Co. zu laden. Die Beleuchtung wurde um Akku-LED Strahler ergänzt, das belastet die Batterie nicht. Ein Spannungswandler transformiert die 12V Bordspannung in 230 V.

Bei stehendem Fahrzeug sollte eine externe 230V Versorgung her. Der große Kunsstoffstossfänger hinten und die in unmittelbarer nähe befindliche Kabeleinführung der Rückleuchten boten ideale Bedingungen um das Stromnetz per CEE Aussensteckdose ins Fahrzeug zu legen. Durch den Innenholm gelangt das Kabel ganz leicht in den Innenraum, dort verteilt es den Strom über einen Sicherungskasten mit FI-Schalter und zwei Sicherungsautomaten an die 3 verbauten Steckdosen und die Kühlbox.  Ich verwendete ausschliesslich flexible Gummileitung, um Kabelbrüchen durch die Fahrzeugvibrationen vorzubeugen.

Die Technik wie Zwischensicherung, Trennrelais und Schmelzsicherung für den Dauerstrom passen wunderbar unter den Fahrersitz, wo ja auch die Starterbatterie liegt. Das Trennrelais könnte auch eine Zweitbatterie laden und im Standbetrieb von der Hauptbatterie trennen, mal sehen ob ich das noch nachrüste, damit wären auch 230V per Spannungswandler ohne laufenden Motor möglich, ohne die Starterbatterie zu belasten. Sinnvoll für diesen Einsatzzweck (niedrige und langfristige Ströme, im Gegensatz zu Starterbatterien, welche hohe und kurzfriste Ströme verarbeiten) sind AGM oder Blei-Gel Batterien, welche aber recht teuer sind. Damit warte ich also noch was

6. Sonstiges (ca. 600)

Anhängerkupplung nachgerüstet, Scheiben getönt (Super spaßige Sache!), Dachträger mit Dachbox und Laufsteg, Busvorzelt, Lüftungsgitter, Kunstoffverkleidungen mit Plasti Dip Sprühfolie aufgefrischt, etc.

 Fertiger Ausbau:

Previous
Next Post »